Es ist Veilchendienstag und bei herrlichstem Sonnenschein beginnt um 14:11 der Karnevalsumzug in Rheinbach. Wie immer ist alles dabei: Fußgruppen, Musikcorps, hässliche Kerle, hübsche Mädchen, jecke Kinder, Kamelle, die Stadtsoldaten und verschiedene Motivwagen. Also ein Zug wie jedes Jahr, würde man sagen. Würde da nicht ein Wagen aus allen anderen hervorstechen. Was soll ich sagen, eine aussterbende Spezies wollte der Nachwelt und den „Rheinbachern an sich“ noch einmal zeigen, wer sie waren, wer sie sind und was bleiben wird und soll.
Eine Gruppe furchtloser Gesellen, ihres Zeichens der vorletzte Jahrgang, der in den heiligen Hallen des VPK eingeschult wurde und nun zum Teil in der Exklave am SJG unterrichtet wird, haben sich kurz vor Ihrem Abitur die Mühe gemacht, den Kirchturm der Pallottikirche (ein Wahrzeichen der Stadt) durch die Stroosse an all der Jecke vorbei zu trecke.
Warum gerade die Kirche mit dem Kirchturm? Hier kann nur spekuliert werden. Ist es die Angst, dass auch sie vielleicht eines Tages der Abrissbirne zum Opfer fallen könnte? Ist es Nostalgie? Die Erinnerung, im pallottinischem Geist erzogen worden zu sein, oder die Angst vor dem Ungewissen? Ist es die Suche nach den Wurzeln? Eine Antwort können uns die Plakate mit schwarzer Schrift auf gelbem Untergrund geben. Auf diesen steht: Das "VPK wird`s nicht mehr geben, drum lassen wir`s noch einmal leben" oder "Echte Pallottiner kommen immer wieder". Echte Pallottiner sind wie echte Kerle/echte Mädchen. Hier spüre ich den Spirit, den Geist, den Zusammenhalt. Das Wahre und das Echte.
Und dennoch fiel dem wohlwollenden Betrachter eine irritierende Besonderheit auf: Dieser Pallotti-Kirchturm besaß eine Glocke, die weit und laut zu hören war. Ja, haben denn diese Lausbuben in acht Jahren Schule nichts gelernt? Haben Sie denn nicht bemerkt, dass der Kirchturm gar keine Glocke besitzt? Weit gefehlt. Diese Glocke will sagen, seht und hört her. Eine Zeit geht zu Ende. Sie wird nicht wiederkommen, aber dennoch gibt es etwas, was alle Schülergenerationen miteinander verbindet. Dies gilt es herauszufinden. Besucht die Ehemaligentreffen und kommt ins Gespräch. Es bleibt mir nur zu sagen: Danke Jungs!
Ralf Eschweiler
Fotos: Eschweiler, Kraus